Wuppertaler
Literatur
Biennale 2024

vom verschwinden

Der steigende Meeresspiegel verschluckt Stück für Stück ganze Inselstaaten. Jeden Tag sterben bis zu 150 Tierarten aus. Etwa die Hälfte aller anerkannten Sprachen wird bald von keiner Person mehr gesprochen. Lebenswelten, Familienmodelle und Berufsgruppen weichen neuen gesellschaftlichen Entwicklungen. Flucht- und Exilerfahrungen reißen Lücken in Biografien. Angriffskriege bedrohen kollektive Identitäten und Erinnerungskultur ist ein kontrovers diskutiertes Politikum. Das Verschwinden scheint in der Jetztzeit gewissermaßen das Einzige zu sein, das Bestand hat.

In der Literatur der Gegenwart ist das Verschwinden jedoch nicht durchweg ein bedrückendes oder nostalgisches Element: Gerade in Geschichten offenbart sich das Verschwinden oft als Metamorphose oder als einziger Ausweg aus einer Sackgasse und wird damit zum radikalen Kurswechsel, zum Aufbruch in etwas Neues. Der Blick zurück dient dabei lediglich der Spurensuche, dem Verständnis der Gegenwart durch das Füllen von Leerstellen. Denn Literatur kann nicht nur den Prozess des Verschwindens beschreiben, sondern auch wie keine andere Kunstform das Abwesende erfahrbar machen. Doch auch das Schreiben selbst, das zu erhalten, zu konservieren vermag, wirkt aktiv auf die Art und Weise ein, wie wir als Gesellschaft Ereignisse erinnern oder vergessen.

Die Wuppertaler Literatur Biennale präsentiert im Jahr 2024 zum siebten Mal Autor:innen und Diskurse, die unseren Blick auf die Gegenwart und in die Zukunft prägen.

Informationen zum Programm werden in Kürze hier veröffentlicht.